... was man sich alles einfallen lassen kann, um seinen Ängsten auszuweichen. Um sich zB als Frau auf eine Beziehung zu einem Mann nicht einlassen zu müssen, zieht man eine eventuelle Bi-Neigung in Betracht. Es ist wirklich zu köstlich, wie man sich selber was vormachen kann. :D

Jedenfalls bin ich froh, meine Zweifel diesbezüglich losgeworden zu sein.

Die ideale Vorstellung, die ich mir von meiner Mutter die ganzen Jahre über geschaffen hatte, ist am Bröckeln. Ich hatte seit jeher eine starke, unverwundbare Mutter sehen wollen, die meiner Vorstellung von ihr gerecht wird. Wenn auf jemanden Verlass wäre, dann auf die Person, die einem am nächsten stehen sollte, die einen wirklich kennen sollte, so wie man ist, der man alles bedeuten sollte. "Mutti, du machst alles für mich, du lässt mich nie im Stich." Dieser Vorstellung ist sie aus eigenem Antrieb, aus ihrer eigenen Angst heraus, keine gute Mutter zu sein, darüberhinaus auch noch nachgekommen, hat versucht, ihr gerecht zu werden, damit ihr Kind nicht merkt, dass sie auch nur ein Mensch mit Schwächen und Ängsten ist und durchaus nicht so unberührbar ist, wie es den Anschein hat. Ich wollte aber sie verletzbar sehen, anstatt mich so zu zeigen. Oft habe ich so getan, als ob mir das, was meine Mutter über mich denkt, am Arsch vorbeigeht, aber das war nie der Fall. Mir war es nie egal, ob sie stolz auf mich ist oder ob sie das gutheisst, was ich mache. Stattdessen habe ich meine Unsicherheit nie kommuniziert, sondern bin immer in die Offensive gegangen, um ihre Liebe zu mir zu testen. Wie weit kann ich gehen, ohne sie zu verlieren? Sowas kann ja nur in die Hose gehen. Ich habe mich unverletzbar zeigen wollen, habe mir meine eigene Unsicherheit nicht eingestehen wollen. Heute ist es mir dann zum ersten Mal wirklich deutlich geworden, was ich mir die ganze Zeit vorgetäuscht habe. Der Sockel, auf den ich meine Mutter gesetzt hatte, ist wackelig geworden. Ich bin maßlos enttäuscht. Hauptsächlich von mir selber, was ich da für ein Schauspiel aufgeführt habe. Trotz allem fühle ich mich irgendwie erleichtert, dass ich nun beginne, klarer zu sehen. Der Brocken lag mir schon länger im Magen.

Es gab ein paar Augenblicke manchmal überm Lesen, in denen ich das Gefühl hatte, nah dran zu sein an der ewigen Gegenwart, in dem alles andere unwichtig und gleichzeitig total anwesend wird. Also der Eckhart hat´s echt drauf, einen in die unmittelbare Gegenwart zu ziehen mit seinem Schriebs. Kann ich nur jedem empfehlen, sich das Buch zu Gemüte zu führen.

auf einem anderen Blog:

Du hast es in der Hand, dir über das und jenes kein Urteil zu bilden und deiner Seele dadurch eine Belästigung zu ersparen. Denn den Dingen selbst ist nicht die Kraft gegeben, unsere Beurteilung zu erzwingen.
(Marc Aurel – Der Weg zu sich selbst)

Jo, es gab auch schon früher weise Menschen.

Der Peter Altenberg scheint ja richtig weise gewesen zu sein. Ich hab mich zwar mal im Rahmen eines Uni-Seminars mit ihm und seinen Werken auseinandergesetzt, und selbst da hab ich schon gestaunt über seine literarischen Ergüsse, aber das hier übertrifft schon einiges:

"Drei wirkliche Idealisten gibt es: Gott, die Mütter, die Dichter. Sie suchen das Ideal nicht im Vollkommenen, sie finden es im Unvollkommenen."

Absolut.

Gerade beim Stöbern im Netz entdeckt, genauer gesagt hier. Folgender Auszug hat mich gerade sehe berührt:

"Nicht Dir und Einem gib das
Gute, welches Du gefunden auf deinen
schweren Wegen - - - gib es
A l l e n !
Gib auf die feige Vorsicht, gleich-
gesinnten Herzen dich zu eröffnen!
Sei stark! Wirf´s in die Welt!
Und lass dich kreuzigen!!"

(Peter Altenberg)

Ich weiss nicht so recht, in welche Rubrik das einzuordnen wäre. Ich packs mal unter Spirituelles, weil da schon ein tieferer Sinn dahinter steckt meiner Meinung nach.

Danke für die Aufmerksamkeit.

Gerade eben, beim Lesen in einem anderen Blog, in dem es um Meditation und ein Ziel derselben ging, habe ich mir die Frage gestellt, ob es sowas wie ein Ziel beim Meditieren überhaupt gibt oder geben sollte. Spontan dachte ich, dass das doch voll der Widerspruch ist. Ein Ziel impliziert einen Weg, und um ihn zu gehen, braucht es Anstrengung und den Willen voranzugehen. Bei der Meditation geht es aber wohl eher darum, nichts zu machen, nichts zu wollen, sondern einfach nur zu beobachten. In cem Sinne eigentlich eine Reise ins Jetzt. Paradox, nicht? Jemand aus einem Forum hat in seiner Signatur stehen "the great pilgrimage: from here to here". Genauso paradox. Dualität eben.

Gerade beim Lesen in einem Forum aufgeschnappt:

DIE Liebe fängt an, wo jede Idee von Liebe aufhört.

Wunderschön ausgedrückt und auf den Punkt gebracht.

Ich höre den Ruf des Eremiten
immer lauter werdend
in meinen Ohren
Da draussen
sagt er
findest du nicht das
was du suchst
geh nach innen
komm nach Hause...